Projekte in Schulen – Musik für ein besseres Miteinander

»Musik für ein besseres Miteinander«
ein Schulprojekt des Freien Musikzentrums e. V. München
für Integration und gegen Gewalt unter der Schirmherrschaft
des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München, Christian Ude

Musik ist eine universelle Sprache auch unter Kindern, die sonst keine gemeinsame
Sprache haben. Musik kann Brücken bauen und Gemeinschaft stiften zwischen
Menschen aller Kulturen.

>> Kurzfassung
>> Motivation
>> Vorgehen
>> Module
>> Wissenschaftliche Evaluation
>> Terminraster
>> Ausblick

Kurzfassung

Sozialtraining mit musikalischen Mitteln ist das Kernthema in diesem Projekt.

Ein geschultes Team von erfahrenen Musiktherapeuten leitet zwei Hauptschulklassen
(ca. 60 Kinder) durch einen Gruppenprozess, der das Thema Gewalt und Integration bearbeitet.

Dabei wird hauptsächlich mit Rhythmus und Trommeln gearbeitet, weil diese jedem Menschen unmittelbar zugänglich sind: Barrieren der Herkunft, der ethnischen Zugehörigkeit, des sozialen Status können abgebaut und überwunden werden.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema findet auf verschiedenen Ebenen statt (musikalisch- rhythmisch, verbal, Rollenspiele). Mit musikalischen Mitteln inszenieren die Schüler aktiv verschiedene soziale Situationen (wie Chaos – Ordnung, Miteinander – Gegeneinander, Stärke – Schwäche, Eskalation – Deeskalation) und erleben diese im kontrollierten Zusammenspiel. Dadurch wird ein Zusammenklang, eine positive Spannung und ein gutes Selbst- und Gruppenerleben möglich. Gemeinsame Aufführungen stärken Selbstvertrauen und Gruppengefühl.

Die Lehrer werden in den gesamten Prozess eingebunden, der in zwei Blöcken zu je einer Woche (dazwischen 12 Wochen Pause) stattfindet. In Transfergesprächen werden Wege vermittelt, wie der Lehrer Elemente aus den Projektwochen aufgreifen und eigenständig weiter nützen können.

Das Projekt wird von Anfang an durch ein erfahrenes Team von Wissenschaftlern untersucht, ausgewertet und publiziert. Auf diese Weise wird wissenschaftlich belegt, ob und wie weit dieses Sozialtraining mit musikalischen Mitteln wirksam ist.

Das Projekt ist in seiner Methodik und seinem Aufbau innovativ, weil es die Wirksamkeit musiktherapeutischer Improvisationsformen zur Förderung der Beziehungsfähigkeit, der sozialen Kompetenz und Affektregulation in Schulklassen nutzt. Es ist modellhaft, weil seine angestrebte Wirksamkeit und deren Nachhaltigkeit in der Pilotstudie wissenschaftlich untersucht werden. Nach erfolgreichen Abschluss der Modellphase soll das elaborierte Projektkonzept an weiteren Schulen durchgeführt werden.

Es wird erwartet, dass die Ergebnisse dieser innovativen Studie einen unmittelbaren Einfluss und langfristige Auswirkungen auf die Inhalte und Konzepte der Pädagogik und der Jugendhilfe haben.

Spezielle Fortbildungen für Lehrer und Musiktherapeuten entstehen am Freien Musikzentrum.

Motivation

Heute beobachten wir in Deutschland – trotz ausgefeilter Pädagogik und einem differenzierten Schulsystem – eine dramatische Entwicklung: »Musik für ein besseres Miteinander« – ein Schulprojekt für Integration und gegen Gewalt

  • Gewalt unter Kindern aller Altersstufen nimmt an Härte zu
  • die soziale Integration von Migrantenkindern in Schulklassen ist oft problematisch
  • in PISA Untersuchungen schneiden unsere Kinder gerade in den Disziplinen schlecht ab, in denen die Fähigkeit zur Synthese im Vordergrund steht, also genau dort, wo Kreativität und Integrationsvermögen wichtig sind (z. B. Textaufgaben)
  • Hyperaktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen häufen sich
  • Lese-Rechtschreibschwächen sowie Rechenschwächen nehmen zu

Diese Entwicklung ist ein entscheidendes gesellschaftliches Problem, das unmittelbar wirksame Gegenmaßnahmen notwendig macht.

Wir wissen:

  • gemeinsames Musizieren fördert ein großes Spektrum an kognitiven, psychosozialen, sensorischen und motorischen Fähigkeiten – unter anderem Konzentration, Vorstellungskraft, Empathie, Selbstvertrauen, Improvisationsvermögen und Kreativität.
  • all dies sind Schlüsselfaktoren für die oben erwähnten Problematiken

Wir wissen ebenfalls:

  • in den Familien wird immer weniger musiziert
  • auch in Kindergärten und Schulen wird weniger musiziert
  • in der Ausbildung von Erziehern und Lehrern wird das Potential von Musik hinsichtlich kognitiver, affektiver und sozialer Prozesse nicht ausgeschöpft
  • Musik wird mehr und mehr konsumiert, immer seltener selbst gemacht

Für alle eingangs genannten Einzelproblematiken gibt es zwar gute und bewährte Gegenmaßnahmen bzw. Therapieformen. Besser als jede Therapie ist jedoch, durch gute und frühzeitige Prävention die Problematik im Vorweg zu verhindern.

Die These der Projektbeteiligten ist:

  • dass Musik von Kindern aller Sprachen, Kulturen, Religionen gleichermaßen akzeptiert wird
  • dass Musik jeden Menschen individuell anspricht und emotional berührt
  • dass aktives Musizieren und Improvisieren affektregulierend wirkt
  • dass aktives Musizieren und gemeinsames Improvisieren die Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit fördert
  • dass Musik ihr breites Wirkungsspektrum sowohl präventiv als auch nachhaltig entfaltet
  • dass also Musik ein besonders effizienter und sogar kostengünstiger Weg ist, die Zukunftschancen unserer Kinder und damit unserer ganzen Gesellschaft zu verbessern

Dies ist im Zusammenhang noch nicht ausreichend bewiesen worden. Jedoch wird sich ohne wissenschaftliche Beweisführung nichts Grundlegendes an der Gesamtsituation ändern.

Daher ist es das Ziel dieses Projekts mit Modellcharakter, erstmals den wissenschaftlichen Nachweis zu führen, dass der Einsatz von Musik für Kinder im obigen Sinne wirkt und nachhaltig deren Fähigkeiten auf vielfältige Weise fördert.

Darüber hinaus werden nicht nur die Ergebnisse publiziert, sondern auch im Sinne der Nachhaltigkeit spezielle Fortbildungen für Lehrer und Musiktherapeuten entstehen. »Musik für ein besseres Miteinander« – ein Schulprojekt für Integration und gegen Gewalt

Vorgehen

Es werden für ca. 60 Kinder an Münchner Hauptschulen musikalisch-musiktherapeutische Programme (Module) durchgeführt. Diese werden wissenschaftlich begleitet, evaluiert und publiziert.

Module

Jedes Modul besteht aus zwei Blöcken zu je fünf ganzen Schultagen, am Schluss finden Aufführungen statt (Werkstattperformance nach dem ersten, Abschlussperformance nach dem zweiten Block).

Zwischen den beiden Blöcken liegt eine mehrwöchige Pause, die für die Weiterentwicklung der Projektanregungen klassenintern genutzt wird.

Die Module werden durch Teams von erfahrenen Musiktherapeuten durchgeführt und begleitend supervidiert.

Essentielle Komponente ist die regelmäßige Einbindung der Lehrer in den Gesamtprozess.

Vor Beginn wird in Vorgesprächen die individuelle Ausgangslage der jeweiligen Gruppe ermittelt, das Modul entsprechend angepasst. Jeder Block wird zusätzlich von einer Vorbereitungszeit und einer Nachbereitungszeit – mit den Lehrern – flankiert, in der Pause zwischen den Blöcken arbeiten die Teams in der gemeinsamen Projektgruppe mit den Pädagogen weiter.

Insgesamt werden ca. 60 Kinder und mindestens 2 Lehrer erreicht. Detaillierte Beschreibungen der Module sind auf Anforderung erhältlich.

Wissenschaftliche Evaluation

Die innovative Studie liefert erstmals systematisch wissenschaftliche Daten über die Effekte des Einsatzes musikalischer Intervention in den untersuchten Altersgruppen. Es ist zu erwarten, dass die Ergebnisse einen unmittelbaren Einfluss auf Inhalte und Konzepte der Pädagogik haben.

Publikation der Ergebnisse auf nationalen und internationalen Kongressen, in Fachzeitschriften, gegenüber der allgemeinen Öffentlichkeit.

Die Studie wird von Peter Uffelmann (Competto Gesundheitscoaching und Bildungsmanagement) in Kooperation mit der Universität Innsbruck Institut für Kommunikation im Berufsleben und Psychotherapie Dr. Arthur Drexler durchgeführt.

Studiendesign: prospektive Interventionsstudie mit Interventions- und Kontrollgruppe Stichprobenumfang: 2 Gruppen, ca. 60 Kinder plus 60 Kinder (Kontrollgruppen) Methoden: standardisierte Tests, Fragebögen, Verhaltensbeobachtungen; Untersuchungszeitpunkte: Vor und nach Blöcken 1 und 2, Follow-Up ca. 8-12 Wochen nach Block 2

Terminraster

Ab Dezember 2008: Vorbereitungsphase. Teambildung für Pädagogen und Wissenschaftler, Abstimmung zwischen den Teams, Auswahl der Schulen (in Kooperation mit dem Staatsministerium für Unterricht und Kultus), Information der Eltern, Einwerben deren Einverständnisses

Ab Februar 2009: Baseline Erhebung, erster Block der Maßnahme, Erhebung II Ab Juni 2009: Erhebung III, zweiter Block der Maßnahme, Erhebung IV

Ab Oktober 2009: Follow-Up Erhebung V

Bis November 2009: Abschluss der Auswertungen und Präsentationen der Ergebnisse auf pädagogischer und wissenschaftlicher Seite, Erstellen der Abschlussberichte

Ausblick

Das Freie Musikzentrum e. V. München bildet seit langem Musiktherapeuten, Erzieher und Lehrer weiter. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollen die für dieses Projekt spezifischen Fähigkeiten einer möglichst breiten Gruppe von Lehrern und Musiktherapeuten vermittelt werden. Ein dafür spezifisches Angebot an Intensivseminaren wird am Freien Musikzentrum derzeit weiter ausgebaut. Die nachhaltige Ausweitung des hier beschriebenen Projekts in Breite und Tiefe hat sich das Freie Musikzentrum e. V. zum langfristigen Ziel gesetzt.



Hier haben Sie die Möglichkeit zum Download der Projektpapiere als pdf.

>> Projektüberblick

>> Mitteilung 1:
Erste Projektwoche in der Hauptschule Guardinistraße abgeschlossen, 18.03. 2009

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